Text verkleinern Text vergrößern

Verbessern der LEADER-Umsetzung auf Programmebene

6. LEADER-Erneuerung

Muss LEADER wirklich erneuert oder mit neuer Energie ausgestattet werden? Warum sollten wir uns alle diese Frage stellen?

Im EPLR-Zeitraum von 2007 bis 2013 kamen Bedenken auf, dass der LEADER-Ansatz durch das Mainstreaming beeinträchtigt werden könnte. Die starke Ausrichtung, die für LEADER hinsichtlich der festgelegten Maßnahmen gemäß des EPLRs erarbeitet wurde, schränkte die Möglichkeiten der LAGs zur Implementierung integrierter, innovativer Projekte ein. Elemente dessen, was LEADER so stark von anderen Programmen absetzte, wurden verwässert oder gingen verloren. Es gibt besondere Einschränkungen in Bezug auf Innovation und kleine Interventionen; beides sind wesentliche Aspekte des Mehrwerts von LEADER.

Viele erfahrene LAGs empfanden den Umgang mit diesen Veränderungen als komplex und zeit- und ressourcenintensiv, einige fanden es schwierig, ihre Erfahrung anzupassen; die zahlreichen neuen LAGs hatten kein vorherige Erfahrung, mit der sie die Gegebenheiten hätten vergleichen können. Die Wirtschaftskrise hat möglicherweise die Risikofreudigkeit gedämpft, die Verfügbarkeit von Matching-Funds reduziert und es darüber hinaus erschwert, ein aktives Engagement zu rechtfertigen.

LEADER ist als Ansatz ein anpassungsfähiger und dynamischer Prozess, der konstant nach Verbesserungen strebt und mit Herausforderungen umgehen kann. Durch Auffrischen und Aktualisieren des Ansatzes kann LEADER dazu beitragen, die Methode für Änderungen umzusetzen, die Bottom-up-Beteiligung zu fördern und solche Aspekte zu optimieren, die zum Mehrwert beitragen. Dies passiert jedoch nicht von alleine. Eine Stärkung von LEADER erfordert den Einsatz eines jeden von uns. Es reicht nicht aus, als LAG aufzutreten und halbherzig Projekte durchzuführen. Verwaltungsbehörden dürfen sich nicht nur auf LAGs verlassen, sondern müssen selbst dazu beitragen, diese Erneuerung möglich zu machen. Wenn LEADER die Katalysatorrolle spielen soll, die von vielen als seine wesentliche Stärke betrachtet wird, muss es genau wissen, wie es die anderen Akteure einbinden und mit ihnen arbeiten kann. Daher müssen sich LAGs diese Fragen stellen, die nötigen Überprüfungen vornehmen, die aktuelle Lage analysieren, Fragen und mögliche Lösungen identifizieren und entsprechend planen. Während die meisten hier empfohlenen Aktionen für LAGs gedacht sind, müssen Verwaltungsbehörden bereit sein, zuzuhören und zu prüfen, wie sie zu diesem Prozess beitragen können. Ein geplanter Ansatz ist hier ausschlaggebend, denn von alleine passiert nichts.

Die folgenden wesentlichen Punkte sollten erwogen werden, wenn Sie Ihren LEADER-Ansatz neu überdenken und ihm neuen Schwung geben möchten.

Der LAG-Lebenszyklus: Eine LAG ist eine dynamische Partnerschaft, und jede Partnerschaft hat ihren eigenen Lebenszyklus. Innerhalb von LEADER entwickelt sich die Partnerschaft nicht nur in der Funktionsweise, sondern auch im Hinblick auf die Aufgaben in verschiedenen Programmphasen. Durch intensives Nachdenken darüber, wie diese Veränderungen eingeplant und unterstützt werden können, wird sichergestellt, dass die LAG involviert und engagiert bleibt. Es lohnt sich, hier ein bereits seit langem etabliertes methodologisches Hilfsmittel, das Phasenmodell nach Tuckman, genauer zu betrachten.

Neue oder aktualisierte LAG:

Dass Kontinuität zwischen Programmzeiträumen äußerst wichtig ist, gilt mittlerweile als Binsenweisheit, doch diese Ansicht sollte neu überdacht werden, wenn wir LAGs als Einheit betrachten. Keiner LAG wird Kontinuität als LEADER-LAG garantiert. Dies sollte angesichts des vor uns liegenden neuen Programmzeitraums als Chance zu ihrer Erneuerung wahrgenommen werden. Wie kann die LAG lokale Erfahrung, Know-how und analytische Erkenntnisse optimieren? Neue Mitarbeiter oder eine veränderte Ausrichtung können neue Energie und neuen Schwung bringen, und eine stärker repräsentativ ausgerichtete LAG zieht nicht nur neue Mitglieder an, sondern kann neue Chancen, Ressourcen, Ideen und Innovationen eröffnen und andere durch das Stärken lokaler Verbindungen zum Mitmachen anregen.

Erneuern oder Stärken der Anwendung von Prinzipien:

Was heißt das in der Praxis? Es geht ganz einfach darum, die sieben Funktionen des LEADER-Ansatzes und ihre Umsetzung durch die LAGs genau zu betrachten. Prüfen Sie die Situation – was sollen die einzelnen Funktionen erreichen? Implementieren Sie den Ansatz bestimmungsgemäß? Welchen Mehrwert möchten Sie durch LEADER erreichen? Nutzen Sie sämtliche Funktionen? Wie implementieren Sie diese im Hinblick darauf, wie die LAG als Gruppe, mit anderen, mit Projekten arbeitet? Tun Sie dies durchgängig? Picken Sie nur die Rosinen heraus? Sind manche Aspekte schwieriger als andere? Weshalb? Was funktioniert gut oder weniger gut? Warum? Können Sie lokal und flexibel reagieren? Überwachen Sie den Prozess genau? Sobald Sie geprüft haben, was Sie tun, können Sie identifizieren, wo Verbesserungsbedarf besteht und wo höherer Mehrwert geschaffen werden kann, und können dann entsprechend den Plan entwickeln.

Einbinden in das Design:

Damit Sie den LEADER-Ansatz optimieren können, muss dieser optimal in die Funktionsweise der LAG, deren Aktionen und deren Arbeit mit anderen Akteuren auf lokaler Ebene und im Bereitstellungssystem integriert werden. Eine grundlegende Erwägung ist hier, dies aus dem Blickwinkel der Nutznießer zu betrachten. Wie werden diese eingebunden, befragt, involviert und unterstützt, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen? Durch eine solche Planung wird der LEADER-Ansatz zum Herzstück der lokalen Entwicklungsstrategie der LAGs und bestärkt dies durch die Umsetzungsmethode und den Betriebsplan. Es ist wichtig, dass dies als echtes, dynamisches Tool genutzt wird, das lokale Mitwirkung, Zustimmung und Annahme in der Gemeinde möglich macht und damit auf Dauer die Relevanz der Strategie, des Ansatzes und der erzielten Ergebnisse stärkt.

Mehr Beteiligung:

Eine wichtige Methode, LEADER aufzufrischen, ist es, neue Personen und neue Ideen an Bord zu bringen. Der Ansatz wird häufig als eine Art Insider-Club kritisiert. Als partizipativ ausgerichteter Bottom-up-Entwicklungsansatz sollte LEADER einer breiteren Beteiligung gegenüber offen sein, entweder durch Einführen neuer Mitarbeiter in der LAG oder durch Identifizieren neuer Möglichkeiten, Menschen zur Beteiligung zu bewegen. Ein effektiver Kommunikationsansatz ist ein wesentlicher Bestandteil hiervon und möglicherweise gibt es auch andere Methoden, Informationen darzubieten und Lernpunkte und die Vorteile der LEADER-Methode zu demonstrieren, beispielsweise durch lokale Roadshows. Suchen Sie nach Möglichkeiten, potenzielle Nutznießer zu beteiligen, die normalerweise nicht auf öffentliche Finanzierung zugreifen würden, und fordern Sie sie auf, ihre Ideen vorzubringen. Die verstärkte Schwerpunktsetzung auf Animation im Programm 2014-2020 stattet LAGs mit dem Mandat und den nötigen Mitteln aus, um die Reichweite von LEADER auf neue Personen, Ideen und Ressourcen auszudehnen. Wie kann dies möglich gemacht und bestärkt werden? Vielleicht durch einen Animationsplan oder eine NLR-Animations-Supportgruppe? Überlassen Sie dies nicht dem Zufall – es ist zu wichtig. Wenn Sie hier Erfolg haben, kann die Unterstützung erfolgreicher strategischer Projekte enorm verbessert werden.

LAGs haben darüber hinaus die Möglichkeit, konkrete Hilfsmittel wie zum Beispiel bestimmte Auswahlkriterien zu nutzen, etwa um kleine, innovative, komplexe oder integrierte Projekte und Dachprojekte zu fördern. Dies gilt nicht nur für EAFRD, sondern auch für CLLD-Möglichkeiten. Kontingente und Kriterien können eingesetzt werden, um die Beteiligung bestimmter Gruppen, von Frauen, Jugendlichen, dem Privatsektor usw. zu sichern.

Umfassende Beratung:

Der Beratungsprozess bei der Vorbereitung der lokalen Entwicklungsstrategie bietet LAGs eine ideale Chance, neue Personen und Organisationen zu erreichen und einzubinden. Damit lassen sich neben Entwicklungsanforderungen und -chancen auch Methoden identifizieren, auf die Menschen beitragen und aktiv teilnehmen können.

Wenn LAGs neue Zielgruppen erreichen wollen, müssen sie darüber nachdenken, wie sie diese erreichen können und sie zur Beteiligung anregen. Dabei ist ein Ansatz der offenen Tür nicht genug, denn es kann viele Hürden geben: Entfernung, Beförderung, Zeit, Kinderbetreuung, Schulzeiten und sogar Sprache können Menschen von einer Teilnahme abhalten. Menschen müssen eingeladen werden und ihnen muss klargemacht werden, dass ihr Beitrag willkommen ist. Überlegen Sie sich also genau, wie Sie andere dabei unterstützen können, einen Beitrag zu leisten, und welche Tools, Methoden und Medien Sie hierbei nutzen können.

Dies sind nur einige der Ansätze, die LAGs zur Verfügung stehen, damit sie relevant bleiben, Mehrwert liefern und echte Beteiligung von der Basis generieren. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Einmalaktionen, sondern – genau wie bei der lokalen Entwicklungsstrategie – um dynamische Ansätze und Hilfsmittel, die, wenn richtig verwaltet, den Prozess einer laufenden Erneuerung fördern.

Interview mit Jenny Nylund

Interview mit John Grieve

Zuletzt aktualisiert: 24/03/2014 | Oben