Die Strategieumsetzung
Warum sollte man mit anderen Regionen zusammenarbeiten?
Arten der Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit ist eines der entscheidenden Merkmale des LEADER-Konzepts und stellt einen wesentlichen Ausgangspunkt für Innovation und Wertschöpfung dar. Sie fördert und unterstützt die lokalen Aktionsgruppen bei der Durchführung gemeinsamer Aktionen mit anderen lokalen Aktionsgruppen oder einer anderen Gruppe, die in einer anderen Region, einem anderen Mitgliedstaat oder auch einem Drittstaat einen ähnlichen Ansatz verfolgt. Im „Leitfaden zur Umsetzung der Kooperationsmaßnahme im Rahmen des LEADER-Schwerpunkts des aktuellen Programms zur Entwicklung des ländlichen Raums“ der Europäischen Kommission werden die nachfolgenden beiden Hauptarten der Zusammenarbeit beschrieben:
Gebietsübergreifende Zusammenarbeit. Diese Art der Zusammenarbeit bezieht sich auf die Kooperation zwischen verschiedenen ländlichen Gebieten innerhalb eines Mitgliedstaats. Die Kooperation innerhalb eines Mitgliedstaats betrifft mindestens eine nach Maßgabe des LEADER-Schwerpunkts ausgewählte LAG und steht weiteren lokalen Gruppen offen, die eine vergleichbare partizipative Vorgehensweise nutzen.
Transnationale Zusammenarbeit (Transnational Cooperation, TNC). Diese Art der Zusammenarbeit ist als Kooperation zwischen verschiedenen ländlichen Gebieten aus mindestens zwei Mitgliedstaaten definiert. Die transnationale Zusammenarbeit umfasst mindestens eine nach Maßgabe des LEADER-Schwerpunkts ausgewählte LAG und weitere Partner, wie etwa andere lokale Gruppen, die eine vergleichbare partizipative Vorgehensweise nutzen. Ferner ist es möglich, diese Kooperation auf Gruppen in Drittstaaten auszudehnen, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen.
Gemeinsame Aktivitäten
Kooperationsprojekte umfassen konkrete Aktivitäten mit klar festgelegten, zu erbringenden Leistungen und Nutzen für die beteiligten Gebiete. „Gemeinsame“ Aktivität bedeutet in diesem Zusammenhang, dass diese „gemeinsam“ durchgeführt wird. Gegenstand dieser gemeinsamen Aktivitäten können dabei verschiedene, im Rahmen der RDP-Regelungen förderfähige Initiativen sein.
Förderfähige Kosten
Gemeinsame Konzepte ermöglichen es lokalen Aktionsgruppen aus einer Region, finanzielle Mittel für gemeinsame Projekte auch in anderen Gebieten aufzubringen. Der Ort des Projekts ist unerheblich, solange das Gebiet, in dem die LAG ihren Sitz hat, ebenfalls von der gemeinsamen Projektinitiative profitiert. Beispiele für geeignete gemeinsame Aktivitäten (vorbehaltlich nationaler Regelungen für die RDP-Umsetzung) sind der Ausbau von Kapazitäten oder der Transfer von Wissen mithilfe von gemeinsamen Publikationen, Schulungsseminaren und Twinning-Vereinbarungen (Austausch von LAG-Leitern und -Mitarbeitern), die zur Übernahme der gemeinsamen Verfahrens- und Vorgehensweise oder zur Erarbeitung einer gemeinsamen oder koordinierten Entwicklungsarbeit führen.
Wertschöpfung durch transnationale Zusammenarbeit
Kooperation kann für lokale Projekte von enormem Nutzen sein, da diese den Akteuren alternative und neue Möglichkeiten der innovativen Problemerkennung und -lösung eröffnet. Kooperationsprojekte können in vielerlei Hinsicht zur Wertschöpfung beitragen:
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Ambitioniertere Projektziele durch Erreichen einer kritischen Größe
Die transnationale Zusammenarbeit bietet die Möglichkeit, die Zielsetzung eines Projekts wesentlich auszuweiten. Dank der Zusammenarbeit übersteigt der Gesamtnutzen so die Summe der Einzelerfolge (1 + 1 = 11). Das Zusammenführen von Ressourcen und Erfahrungen kann zu Synergien und Kosteneinsparungen führen, sodass Projektzielsetzungen schneller und effizienter umgesetzt werden können (etwa durch Einsparungen im Bereich der Ausgaben für technische Ausrüstungsgegenstände/Technologien, Schulungen, Marketingaktionen, usw.). -
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit: neue Geschäftspartner, Erschließung neuer Märkte
Die Umsetzung eines Projekts mithilfe von transnationalen Partnern kann die Vermarktung lokaler Produkte und des Erzeugungsgebiets fördern. Die transnationale Zusammenarbeit kann neue Geschäftsgelegenheiten eröffnen und damit den Umsatz steigern, alternative Geschäftskontakte zur Optimierung eines Produkts oder Verfahrens generieren und Zugang zu neuem Fachwissen bieten. Anders als potenzielle Mitbewerber können sich die Kooperationspartner gegenseitig ergänzen und von Gemeinsamkeiten profitieren. -
Neue Arbeitsprozesse und Innovationen dank neuer Kompetenzen
Neue Visionen und Zielsetzungen können die Einrichtung neuer Arbeitsprozesse fördern. Darüber hinaus tragen transnationale Erfahrungen zur Erweiterung des Geschäftsfelds bei und regen Unternehmen oder Organisationen zur Umsetzung optimierter betrieblicher Abläufe an. Dies wiederum bringt ländlichen Gebieten sozioökonomische und/oder umweltbezogene Vorteile. -
Schaffung territorialer Identität und Sensibilisierung
Die transnationale Zusammenarbeit sensibilisiert die lokale Bevölkerung für die eigene Geschichte und Region. Zudem können transnationale Kontakte das Bewusstsein für die eigene Region stärken und dazu beitragen, dass lokale Akteure ein tieferes Identitätsbewusstsein aufbauen und mit der Zeit zu wahren „Botschaftern“ der eigenen Region werden. -
Stärkung territorialer Strategien und lokaler Partnerschaften
TNC-Projekte sind gebietsspezifisch und beruhen auf den jeweiligen lokalen Entwicklungsstrategien der Kooperationspartner. Sie dienen dazu, die in den Strategien der kooperierenden Gebiete thematisierten Bedürfnisse und Anforderungen zu erfüllen.
Beginnen Sie mit kleinen Schritten
Der Aufbau eines soliden transnationalen Kooperationsprojekts ist ein langwieriger Prozess, der Geduld erfordert. Viele Organisationen, darunter ENRD, ELARD und die nationalen Netzwerke für ländliche Räume begleiten Sie dabei. Beginnen Sie mit kleinen Schritten, so dass Sie Ihren Weg nicht aus den Augen verlieren.
„Die LAG begann Ende 2003 andere lokale Aktionsgruppen in den Ländern an der Ostsee und Nordsee zu besuchen und diese zu empfangen, um Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. Auf diese Besuche folgten dann für gewöhnlich Workshops zum Thema Entwicklung mit vereinbarten Schwerpunkten. Dies war gleichzeitig der erste Schritt auf dem Weg zu einem offiziellen Kooperationsprojekt. Jetzt im Jahr 2007 sind wir mit 15 lokalen Aktionsgruppen aus Dänemark, Schweden, Finnland, Litauen, Polen, Deutschland und England vernetzt und nehmen an vier verschiedenen Kooperationsprojekten teil. Unsere Strategie ist es, eine Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum hinweg aufzubauen mit der Erwartung, dass die Kooperationsprojekte einen Mehrwert von 5 % unseres Entwicklungsumsatzes erzeugen.“ (LAG Vestsjælland, Dänemark)
Die Fokusgruppe 3 des LEADER-Unterausschusses zum Thema Kooperation hat die nachfolgenden vier Hauptschwierigkeiten, die bei der Umsetzung der Kooperationsmaßnahme berücksichtigt werden sollten, herausgestellt:
- unterschiedliche Terminierung bei der Entscheidungsfindung und unterschiedliche Verwaltungsvorschriften in den Mitgliedstaaten,
- unterschiedliche Erwartungen seitens der Empfänger in den verschiedenen LEADER-Strategiepapieren,
- unterschiedlicher Informationsbedarf der an der Kooperation beteiligten Partner,
- Schwierigkeiten bei der Ermittlung der wichtigsten thematischen Bereiche, in denen die Zusammenarbeit benötigt wird