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Verbessern der LEADER-Umsetzung auf Programmebene

5. Voneinander lernen

„Was hinter uns liegt und was vor uns liegt, sind winzige Dinge verglichen mit dem, was in uns liegt.“ Ralph Waldo Emerson (1803 – 1882), amerikanischer Schriftsteller und Dichter.

Während Emerson natürlich nichts von LEADER wusste, zeigt er in diesem berühmten Zitat ein tiefes Verständnis dafür, wie wichtig es ist, das zu entwickeln und zu nutzen, was wir haben – gemeinsam Gelerntes, gemeinsame Erfahrungen und gemeinsame Motivationen. Viel von dem, was in LEADER vorhanden ist, beruht auf unseren Erfahrungen, heute wie in der Vergangenheit. Dessen Bedeutung liegt in der Art, in der wir kommunizieren, aus dieser gemeinsamen Ressource lernen und das „LEADER-Know-how“ sinnvoll einsetzen. In vier Generationen des LEADER-Programms wurde eine enorme Menge an unterschiedlichen Erfahrungen gesammelt und die Beteiligung ist von einer kleinen LAG-Pilotgruppe auf mehr als 2.400 gewachsen. Hier werden zusammenfassend einige Lektionen angeführt, die zeigen, wie wir generationen- und erfahrungsübergreifend voneinander lernen können.

Was können wir lernen?

Einer der wichtigsten Lernpunkte für die Personen, die an LEADER beteiligt sind, ist die Vorgehensweise beim Anpassen der Methode. Bei LEADER geht es unter anderem darum, Innovation und Veränderung in unser Handeln zu integrieren und darauf zu reagieren. Es ist wichtig, dass wir unser Handeln und unser Arbeiten abstimmen. Bei jedem Programmübergang muss aus der gewonnenen Erfahrung gelernt werden, und darauf aufbauend muss eine entsprechende Anpassung vorgenommen werden. Die Konstante in den vier ersten Generationen von LEADER waren die sieben Kernprinzipien der Methode; diese wurden weiterentwickelt und ihre Implementierung wurde angepasst. Diese Fähigkeit, sich anzupassen, relevant zu bleiben und sich immer wieder zu fragen, ob es bessere Möglichkeiten gibt, stärkt auf lange Sicht den Wert und die Anwendbarkeit von LEADER innerhalb der gesamten EU. Daher beziehen sich viele der wichtigsten Lektionen, die daraus gelernt werden können, darauf, wie alle LEADER-Interessenvertreter die Implementierung anpassen können, indem sie die Prinzipien erneuern und aktualisieren und so die Bereitstellung und die erzielten Ergebnisse verbessern.

Es gibt eine Vielzahl von Themenbereichen, in denen LAGs voneinander und von der Erfahrung anderer in allen Bereichen der Projektaktivität lernen können. Wichtig ist vor allem, die Bedeutung der Wissens- und Erfahrungsübertragung innerhalb von LEADER zu verstehen, die richtigen Quellen und Methoden für die eigene Situation zu erkunden und das gemeinsame Kapital zu nutzen.

Welche unterschiedlichen Lernhilfsmittel gibt es?

LEADER zeichnet sich durch institutionelles Lernen sowie kollektives und individuelles Lernen lokaler Akteure und Netzwerkpartner aus. Die Begleitung und Bewertung sind die wichtigsten formalen Instrumente des institutionellen Lernens auf Programmebene; LAGs können jedoch auch anhand ihrer eigenen Begleitungs- und Evaluierungsaktivitäten lernen.

Das Lernen voneinander innerhalb der LAGs in oder zwischen den Mitgliedstaaten ist ein wesentliches Instrument. Die Networkingeinheiten auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene sind beim Koordinieren und Stabilisieren der umfangreichen Abläufe zum Schaffen und Austauschen von Wissen außerordentlich wertvoll. LAGs können viel voneinander lernen und nur stärker werden, indem sie sich zu Teams zusammenschließen, zusammenarbeiten und Verbindungen aufbauen. Ein solcher Austausch kann auf die LEADER-Methode ausgerichtet sein, jedoch auch eine thematische Ausrichtung haben, z. B. die Zusammenarbeit mit Jugendlichen oder ländliches Unternehmertum. Eine Reihe von NLRs haben Mentoring-Ansätze zwischen erfahreneren und weniger erfahrenen LAGs als Grundlage für die Übertragung von Wissen und Erfahrung gefördert. Das schwedische NLR hat dies in großem Umfang genutzt, um die große Zahl neuer LAGs in Schweden zu unterstützen, der Ansatz kann jedoch genauso gut zwischen Mitgliedstaaten und Programmen sowie mit LEADER und EFF Achse 4 zur Anwendung kommen. Diese Art von Ansatz umfasst etwa Studienreisen, Ausflüge und Austauschprogramme. In Österreich wurde ein Austauschprogramm für LAG-Manager umgesetzt, das „Leader on Tour“-Projekt. Diese Art von Ansatz könnte zwischen LAGs in verschiedenen Ländern ausgebaut werden.

Auf lokaler Ebene wird Wissen durch den Vorgang der LDS-Erarbeitung mobilisiert; der Mehrwert von LEADER sollte in gemeinsamem Lernen, in einer Verhaltensänderung und in erhöhtem sozialem Kapital erkennbar sein: Zusätzlich muss künftig die Fähigkeit von LAGs zur Selbstreflexion und Selbstbeurteilung weiter gestärkt werden mit dem Ziel, stärkere LAG-Strukturen und bessere Leistungen zu ermöglichen.

Neben dem Erlernen von Methoden zum Verbessern von LEADER-Bereitstellung und LEADER-Programmen haben wir den wachsenden Einsatz partizipativer LEADER-Koordinierungsgruppen zwischen den verschiedenen Interessenvertretern (siehe Koordinierungsmodul) erlebt, wobei ein partnerschaftlicher Ansatz, die Zusammenarbeit und die Entwicklung von Verbindungen für die praktische und operative Umsetzung gefördert werden.

Dies waren die Schlussfolgerungen einer der Arbeitsgruppen des LEADER-Events 2013:

  • Es gibt Beispiele für bewährte Verfahren, allerdings weiß fast niemand darüber Bescheid.
  • Die Interessenvertreter müssen mehr miteinander reden, ihre Bedürfnisse im Prozess erklären und lernen, einander zu vertrauen.
  • Die Bestärkung bestehender und das Entwickeln neuer Netzwerke wird die Kommunikation und damit auch die Bereitstellung verbessern.

NLR LEADER-Gruppen können ein nützliches Forum bieten, um Lernerfahrungen von Mitgliedern und Interessenvertretern aller Art zusammenzuführen. Diese Gruppen können auf externe Interessen ausgedehnt werden, z. B. andere ländliche Interessen oder MAs anderer Fonds, um diesen zu helfen, sich mit dem LEADER-Ansatz vertraut zu machen und die Implementierung von LEADER oder CLLD zu fördern. Auch externe Gruppen können einen Beitrag leisten, um neue oder unterschiedliche Erfahrungen aus einem anderen Bereich oder Sektor zu liefern.

Eine der zu wenig genutzten externen Ressourcen in LEADER ist der ländliche Forschungsbereich. Die Verbindungen sind hier bekanntermaßen nur schwach ausgeprägt, dennoch haben beide Gruppen ein Interesse an ländlicher Entwicklung, an Lernen und Innovation im ländlichen Raum. Die Verbindungen zwischen sämtlichen Aspekten von LEADER und Forschern sind nicht sehr stark, die Forschung ist oft nicht ausreichend spezifisch, zu landwirtschaftlich oder zu städtisch, die Finanzmittel oder sonstigen Ressourcen sind unzureichend usw. Forschung kann trotzdem positive Auswirkungen haben und zusätzliche Ressourcen liefern, zum Beispiel durch die Entwicklung von LAG-Kompetenzen oder -Kapazitäten oder durch Networking mit anderen Ressourcen. Es kann durchaus lohnend sein, innovative Möglichkeiten zu erkunden, um die Beteiligung von Forschern auf lokaler Ebene innerhalb von LEADER auszudehnen.

Andere Quellen und Ansätze

Für LAGs, MAs, Netzwerk- und Themengruppen usw. wird der Einsatz einer Reihe verschiedener Beratungsmethoden empfohlen. Hierzu zählen Internetforen, virtuelle Konferenzen, Fragebögen, Thinktanks, soziale Medien usw. Durch das Networking können darüber hinaus Beispiele dieser Hilfsmittel und ihrer Nutzung z. B. über die ENRD-Website und die verschiedenen Kontaktdatenbanken bereitgestellt werden. Die Bedeutung des Austauschs von Hilfsmitteln sowie von Informationen sollte ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden.

ENRD koordiniert eine Reihe von Aktivitäten, die LAGs und andere ländliche Akteure zusammenführt, um voneinander zu lernen und ihr gemeinsames Lernen zu koordinieren. Dies umfasst themenspezifische Arbeitsgruppen beispielsweise über Umsetzungsmechanismen bzw. die Arbeit mit Jugendlichen, LEADER-Fokusgruppen, Konferenzen, Seminare und andere Veranstaltungen.

Der ENRD-LEADER-Unterausschuss agiert de facto als eine Version der nationalen Koordinierungsausschüsse auf EU-Ebene und bringt EU, Verwaltungsbehörden, Zahlstellen und LAGs an einen Tisch, um Informationen auszutauschen, zu koordinieren und zu planen. ENRD unterstützt darüber hinaus transnationale Kooperationsprojekte, die ebenfalls eine Quelle für gemeinsames Lernen darstellen.

Lokale Aktionsgruppen für Fischerei erarbeiten eine neue Sammlung übertragbarer Erfahrungen, von dem ein großer Teil für LAGs relevant sein kann, besonders im Hinblick auf stärker integrierte Gebietsstrategien oder Multifonds-Ansätze. Sie sammeln solide Erfahrungen beim Anpassen an neue Szenarien und Sektoren, der direkten Interaktion mit der Wirtschaft und der Zusammenarbeit mit anderen Entwicklungsakteuren.

Farnet, das Netzwerk für Fischwirtschaftsgebiete, bietet Networking-Unterstützung für die FLAGs, seine Website bietet eine Reihe von Dienstleistungen, Informationen, Tools und Ressourcen, die auch für LAGs relevant sein können.

Interview mit Marina Brakalova

Zuletzt aktualisiert: 24/03/2014 | Oben