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NRN des monats: Das Vereinigte Königreich

Das nationale Netzwerk für ländliche Räume des Vereinigten Königreichs

Für die Politik zur Entwicklung des ländlichen Raums sind im Vereinigten Königreich die vier Teilstaaten Schottland, Wales, Nordirland und England verantwortlich. Sie alle setzen ein eigenes Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum (EPLR) um und haben eigene nationale Netzwerke für ländliche Räume (NRN) eingerichtet. Die NRNs im Vereinigten Königreich können so ihre Arbeit auf die Schwerpunkte ihrer „regionalen“ EPLRs und die Prioritäten ihrer jeweiligen Regierungen ausrichten. Dies ist wichtig, denn in den vier Landesteilen gibt es unterschiedliche Schwerpunkte. Darüber hinaus tragen die landeseigenen NRNs dazu bei, dass sich die Akteure stärker einbezogen und verantwortlich fühlen.

Beim Austausch von Wissen und Erfahrungen mit den ländlichen Netzwerken in Europa und bei der Beteiligung am Europäischen Netzwerk für ländliche Entwicklung ist es jedoch hilfreich, wenn eine Koordinierung der Aktivitäten innerhalb des Vereinigten Königreichs erfolgt. Als größtes der vier Netzwerke übernimmt das englische NRN diese Aufgabe und ein kleiner Teil der Sekretariatskapazitäten wird dafür genutzt. Bei der Organisation persönlicher Treffen wechseln sich die NRNs ab.

Ein Beispiel für die Koordinierungsaktivitäten ist die zweite , die die ländlichen Netzwerke des Vereinigten Königreichs gemeinsam organisierten und die diesmal am 6. und 7. November 2013 in Cardiff in Wales stattfand. Die Veranstaltung war darauf ausgerichtet, die erweiterten Möglichkeiten für die gebietsübergreifende Zusammenarbeit zwischen den vier Landesteilen während des Programmzeitraums 2014–2020 zu untersuchen. Vertreter des ENRD, der europäischen LEADER-Vereinigung, des französischen Netzwerks für ländliche Räume und des Regionalnetzwerks der Auvergne beteiligten sich ebenfalls an der Konferenz.

Schottland

Das übergeordnete Ziel des schottischen Netzwerks für ländliche Räume ist die Verbindung des ländlichen Schottlands mit all seiner Vielfalt, um das Wirtschaftswachstum und die Entwicklung der ländlichen Gemeinden zu fördern. Im Rahmen des EPLR 2007–2013 wurde dies vor allem durch zwei extern vergebene Aufträge erreicht:

  1. ein jährliches Programm mit Netzwerkveranstaltungen und Projektbesuchen und
  2. eine Website.

Das Veranstaltungsprogramm wurde vom Schottischen Rat für Freiwilligenorganisationen (Scottish Council for Voluntary Organisations) geleitet. Dieser unterstützt die laufende Entwicklung der regionalen Interessengruppen und erleichtert die Durchführung regionaler Veranstaltungen, die dazu dienen, dass lokale Wissen über die Themen und Möglichkeiten der ländlichen Entwicklung sowie über inspirierende Verfahren in Schottland, dem Vereinigten Königreich und Europa zu maximieren.

Die Website dient als Knotenpunkt für alle, die in den ländlichen Gebieten Schottlands leben und arbeiten. Auf dieser werden Informationen zur finanziellen Förderung und Unterstützung sowie Links zu relevanten Berichten und Untersuchungen, Fallstudien, Fotos und Videos von Veranstaltungen bereitgestellt. Darüber hinaus gibt es einen wöchentlichen Newsletter. Die Website bietet jedoch nicht nur Informationen. Durch die Verbindung zu verschiedenen Social-Media-Plattformen wird die Interaktion ermöglicht und außerdem können die Nutzer eigene Nachrichten, Fragen und Beispiele bewährter Verfahren auf die Website stellen.

Wales

Das Hauptziel des walisischen Netzwerks für ländliche Räume (Wales Rural Network, WRN) ist die Förderung der Zusammenarbeit und des Austauschs bewährter Verfahren zwischen allen am walisischen Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum 2007–2013 beteiligten Akteuren.

Die Umsetzung des EPLR in Wales wurde durch verschiedene Aktivitäten unterstützt, darunter spezielle Themenveranstaltungen, Studienreisen, eine Website und Publikationen. Darüber hinaus wurden die Aktivitäten zur Unterstützung der Umsetzung des EPLR, z. B. Projektbegleitung und -bewertung sowie Schulungen, mithilfe einer Kombination aus Workshops, Seminaren und Kommunikationsaktivitäten gefördert.

Auf der Website des Netzwerks und in einer eigenen Rubrik in der alle zwei Monate erscheinenden Umwelt- und Landwirtschaftspublikation Glwad der walisischen Regierung werden regelmäßig aktualisierte Informationen bereitgestellt, um sicherzustellen, dass die Bevölkerung in Wales und darüber hinaus im Hinblick auf die Entwicklungen stets auf dem neuesten Stand ist.

Für den Programmzeitraum 2014–2020 hat sich das walisische Netzwerk vorgenommen, bewährte Verfahren zu ermitteln und weiterzugeben und die Zusammenarbeit in Wales zu fördern. Damit sollen die Wettbewerbsfähigkeit und die Effizienz lokaler Unternehmen gefördert werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Schaffung von Arbeitsplätzen und Beschäftigungsmöglichkeiten, um das Wachstum der walisischen Wirtschaft zu unterstützen.

Nordirland

Das nordirische Netzwerk für ländliche Räume (Rural Network for Northern Ireland, RNNI) wird extern vom Nordirischen Rat für ländliche Entwicklung (Northern Ireland Rural Development Council, RDC) geleitet. Das Netzwerk unterstützt die Umsetzung des Programms in allen Schwerpunktbereichen, indem es bewährte Verfahren ermittelt und verbreitet, Informationen austauscht, Schulungen und Unterstützung anbietet und lokalen Aktionsgruppen bei der Entwicklung von Kooperationsprojekten, der Erstellung von Online-Kommunikationsinstrumenten und bei der Vernetzung hilft.

Zu den regelmäßigen Veranstaltungen, die das Netzwerk ermöglicht, zählt das Cluster-Netzwerkforum der lokalen Aktionsgruppen. Weitere wichtige Veranstaltungen waren die grenzüberschreitende Konferenz „In unsere ländliche Zukunft investieren: Erleichterung der Rolle der Freiwilligen“, an der sich Kollegen aus der Republik Irland beteiligten, und eine Präsentation von 30 ländlichen Unternehmen, die über das EPLR gefördert wurden, bei einer LEADER-Ausstellung auf der wichtigsten Agrarveranstaltung Nordirlands. Das Netzwerk organisierte 12 Konsultationsveranstaltungen zum neuen Programmzeitraum, an denen 400 Personen teilnahmen, und beteiligte sich an der Konferenz der NRN des Vereinigten Königreichs in Cardiff.

Eine der Hauptaufgaben des NRN umfasste die Einrichtung und Unterstützung thematischer Arbeitsgruppen zu wichtigen Themen. Dies beinhaltete auch die schwerpunktübergreifende Arbeit. Die Arbeitsgruppen zu den Themen IKT, Kinder und Jugendliche sowie lokale Nahrungsmittel waren sehr hilfreich bei der Zusammenstellung von Informationen und der Prüfung wichtiger Fragen. Als ein wichtiges Beispiel wurde die Beteiligung der Jugend am EPLR auf Projekt-, Motivations- und Entscheidungsebene herausgestellt und in diesem Zusammenhang werden eine Reihe von Richtlinien und Empfehlungen erstellt. Das NRN koordiniert außerdem Gruppen, die an der Programmumsetzung beteiligt sind.

England

Das englische Netzwerk für ländliche Räume wurde zunächst von der Regierung ausgelagert, aber im Jahr 2010 wieder in das Ministerium für Umwelt, Ernährung und Angelegenheiten des ländlichen Raums (DEFRA) integriert. Ein großer Vorteil besteht in der engeren Zusammenarbeit mit der englischen Verwaltungsbehörde und den Stellen, die an der Umsetzung des EPLR beteiligt sind.

Das Netzwerk arbeitete von Beginn an mit einem bescheidenen Budget und konzentrierte sich auf die Bereitstellung von wichtigen Informationen zum Programm und die Durchführung von Ad-hoc-Initiativen je nach Bedarf. Ein Höhepunkt dieses Vorgehens war die LEADER-Austauschgruppe – ein sehr erfolgreiches Forum für den Dialog zwischen lokalen Aktionsgruppen und Ministern, das u. a. zur Entwicklung der Übergangshilfe für bestehende LAGs geführt hat. Das Netzwerk konzentrierte sich darüber hinaus auf die Schaffung von Mehrwert für bestehende Netzwerke und vermied Doppelungen oder Neugründungen. Ein Beispiel für diese Vorgehensweise ist das von Akteuren geleitete „Netzwerk für Land und Landwirtschaft“ (Rural and Farming Network, RFN), das sich an der Organisation verschiedener Veranstaltungen in England beteiligt, um möglichst viele Menschen in die Schwerpunkte des Programmzeitraums 2014–2020 einzubinden. Das NRN nutzt seine beschränkten Kapazitäten bestmöglich und teilt seine Erfahrungen auch mit anderen Gruppen innerhalb des Ministeriums, um weitere Konsultationsveranstaltungen zum Thema ländliche Entwicklung durchführen zu können. Der Programmzeitraum 2014–2020 bietet eine reizvolle Gelegenheit, den Beitrag der Vernetzung zur ländlichen Entwicklung zu erweitern. Es wird eine klare Interventionslogik benötigt und das NRN sucht nach Möglichkeiten, um die Aktivitäten zur Einbindung der Akteure im Programm besser zu integrieren.